Monatsarchiv: Juni 2009

Smart Surfaces – Podiumsdiskussion im Modulor Haus

Textilien, die bei Temperaturschwankungen ihre Farbe verändern, Gläser, deren Transparenz auf Sonneneinstrahlung reagiert oder eine Asphaltoberfläche, die beschichtet mit Nanotitanpartikeln in der Lage ist, die Luft von Schmutzpartikeln zu befreien. Materialien sind reaktiv geworden. Wir finden sie intelligent und irgenwie smart, ein sehr interessantes Zukunftsthema. Anlässlich der Buchveröffentlichung „Smart Surfaces“ lädt der Birkhäuser Verlag am 2. Juli um 18:30h zu einer Podiumsdiskussion ins Modulor Haus am Moritzplatz ein. Teilnehmer der Gesprächsrunde werden sein: Thorsten Kloosters, der Autor des Buchs von task architekten, Nicolas Bourquin von onlab sowie der Architekt Sebastian Finckh. Die Diskussion wird moderiert von Dr. Sascha Peters, dem Leiter des Modulor Materialkompetenzzentrums. Im Anschluss sind die Besucher zu einem Cocktail in der Smart Surface Lounge geladen. Dort wird die Ausstellung zum Buch eröffnet, die bis zum 5. Juli täglich ab 18 Uhr geöffnet sein wird.

Autor: Dr. Sascha Peters

via Modulor

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Visualisierung von Statistiken II

Vor ein paar Tagen habe ich ein Onlineprojekt zur Visualisierung von Daten vorgestellt.
Auch die Kartenspielserie „Welt.inZahlen“ (in Zusammenarbeit mit Till Maiß) ermöglicht in spielerischer Form den Vergleich unterschiedlicher Länder hinsichtlich bestimmter Sachverhalte.

Kartenspiel "Umwelt" aus der Serie Welt.inZahlen © Till Maiß, Nicole Bednarzyk

Kartenspiel "Umwelt" aus der Serie Welt.inZahlen © Till Maiß, Nicole Bednarzyk

64 Länder wurden ausgewählt, die einen Querschnitt aller Staaten dieser Welt (193 sind von der UNO anerkannt) bieten – hinsichtlich Größe, Bevölkerungsdichte, Reichtum bzw. Armut, Lage auf den Kontinenten etc… Durch die Auseinandersetzung mit den Zahlen für bestimmte Bereiche (HIV-Infektionen, Kindersterblichkeit, Bevölkerungsdichte, Ausgaben für Militär etc.) wird hier Neugierde für die dahinter liegenden Sachverhalte erzeugt – ein wichtiges Mittel, um ein unmittelbares Interesse für die komplexen Probleme der Welt zu wecken. Die Daten wurden aus Berichten der UNO, der FAO, dem CIA-World-Factbook u.a. genommen – eine Neuauflage ist in Arbeit.

GdfPE © Harald Seisenbacher www.seisenbacher.net

GdfPE © Harald Seisenbacher http://www.seisenbacher.net

Im Januar 2006 erhielt Till Maiß eine Anfrage von einer Studentin aus Wien – Angie Rattay. Sie wollte die Daten aus den Kartenspielen für ihre Diplomarbeit „Gebrauchsinformation für den Planeten Erde“ benutzen – die wir ihr natürlich gerne zur Verfügung stellten. Ein wunderbares Projekt, von dem inzwischen eine Version für Kinder mit vier kleinen Protagonisten erschienen ist. „Gebrauchsinformation für den Planeten Erde“ behandelt analog zu einem Beipackzettel für ein Medikament die vier unterschiedlichen Bereiche Luft (Atmosphäre), Lebewesen (Biosphäre), Wasser (Hydrosphäre) und Boden (Litho- und Pedosphäre). Bestellen kann man sie über das Neongreen Network von Angie Rattay, einem Verein zur Förderung umweltrelevanter Designprojekte, der auch die „Erdgespräche“ in Wien organisiert.

* NB

FYS (Finish Your Self) Junior Chair by David Graas

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Der FYS (Finish Your Self) Junior Chair by David Graas ist halb Puzzle halb Stuhl und war nominiert für eine Auszeichnung bei den Dutch Design Awards 2007. Wen wundert’s, schließlich besteht der Stuhl größtenteils aus seiner eigenen Verpackung. Obendrein ist die Verpackung und somit auch der Stuhl aus 100% recycelter Pappe. Und mit ein bißchen Hilfe von Mutti oder Vati ist die umweltfreundliche Sitzgelegenheit auch kinderleicht zusammenzubauen.

*SR

Issues (Think About It)

Für alle Freunde der nachhaltigen Ironie:

via Till

*SR + NB

Nachtrag zum Nachtrag zum “Tag der Organspende”

Eine Freundin hat zu Recht angemerkt, daß das Thema Organspenden auch durchaus Kritiker hat und es schwerwiegende Bedenken dagegen gibt – genauer gesagt gegen die Art wie der Tod zu diesem Zweck neu definiert worden ist.

Diese Kritik und auch die Vielgestaltigkeit des Themas soll hier nicht unter den Tisch fallen. Wir möchten alle Leute, die sich mit dem Thema beschäftigen oder überlegen Spender zu werden, dazu animieren alle Seiten zu betrachten, um dann für sich selbst entscheiden zu können, was sie für richtig halten. Wikipedia bietet zum Thema Organspende eine Fülle von Informationen mit weiterführenden Links zu vielen Aspekten. Und ich möchte euch auch nicht den Link, den unsere Freundin uns zukommen liess, zur „Kritik an Organspenden“ vorenthalten.

Die von uns vorgestellten Organ Donor Dolls sind aber keine Verniedlichung von Organspenden, sondern eine unerwartete und damit aufsehenerregende Form der Visualisierung des Themas, das kontrovers und diskussionswürdig ist. Und damit sind die Puppen für uns auch ein Beispiel für nachhaltiges Design, das nicht nur der Optik genügt, sondern auch eine gesellschaftliche Relevanz hat.

*SR

Nachträglich zum „Tag der Organspende“

Organ donor dolls by David Foox + These dolls are all heart - and lungs, eyeballs and brains + Picture: WENN

These dolls are all heart - and lungs, eyeballs and brains + Picture: WENN

Am 06.06.2009 (immer am 1. Samstag im Juni) war Tag der Organspende. Dazu nun folgendes als Nachtrag von mir:

Der Künstler David Foox von Foox-U hat ein Spielzeugkonzept entwickelt um ein Bewusstsein für das Thema Organspende und dessen Dringlichkeit für die Betroffenen zu schaffen. Seine wunderbaren „Organ Donor Dolls“ haben statt Köpfen Organe und sind inspiriert von der Lungentransplantation seines Onkels Ken.

The standard kidney donor doll, and the limited edition Black Market Kidney doll Picture: WENN

The standard kidney donor doll, and the limited edition Black Market Kidney doll Picture: WENN

Four different lung dolls, including Smoker's Lungs, Iron Lungs and Invincible Lungs Picture: WENN

Four different lung dolls, including Smoker's Lungs, Iron Lungs and Invincible Lungs Picture: WENN

-> für mehr Bilder beim Telegraph.co.uk

via ifitshipitshere

*SR

Nachhaltiges Gestalten – Druck und Papier (04)

Cradle to Cradle & Drucken auf Papier: Ein freundliches Telefonat mit einer Mitarbeiterin der EPEA

cradle_to_cradleDie EPEA (Environmental Protection and Encouragement Agency) in Hamburg ist ein Forschungsinstitut, das Unternehmen unterstützt, die ihre Produktionsverfahren auf das Cradle to Cradle-Prinzip umstellen wollen.
Nach dem erhellenden Vortrag von Prof. Braungart (s. letzten Beitrag in dieser Serie) waren wir ganz angespitzt zu erfahren, wie wir als Designerinnen cradle to cradle-Papierprodukte umsetzen können (nun ja, man mag es naiv nennen, aber wir dachten: feine Sache, da machen wir mit!). Nach dem Stand unserer Informationen war anscheinend die Druckfarbe der Teil, der für die schädlichen Rückstände in Recyclingpapier sorgte und das Papierrecycling an sich in Frage stellte…

Also rief ich beim EPEA an, um herauszufinden, welches Unternehmen Farben für den Offsetdruck oder auch Digitaldruck herstellt, die dem Cradle to Cradle-Ansatz entsprechen, und mit welcher Druckerei wir zusammen arbeiten könnten.
Ergebnis: Kein Unternehmen stellt derartige Farben her – bisher. Und darüber hinaus ist es sozusagen unmöglich, an genaue Informationen zu kommen, woraus Farben und Färbemittel überhaupt bestehen. Denn die Farbenindustrie ist sehr bedacht darauf, ihre Rezepturen zu schützen. Der ganze Prozess der Papierherstellung und des Bedruckens von Papier mit Farbe müsste neu erfunden werden. Weiterlesen

Grünes Wirtschaftswunder + Greencamp + KarmaKonsum

Krasse Aktion! Am frühen Morgen (5:22h) des 18. Juni 2009 haben Wirtschaftsaktivisten im Vorfeld der KarmaKonsum Konferenz 2009 den Bullen vor dem Frankfurter Börsenpakett grün eingekleidet und mit einem Schriftzug “Grünes Wirtschaftswunder” markiert.

Ziel dieser Aktion ist es, die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft auf die Potenziale neuen Wirtschaftens hinzuweisen. In den nächsten zwei Tagen kommen rund 600 Teilnehmer und Wirtschaftsaktivisten aus ganz Deutschland zur dritten KarmaKonsum Konferenz nach Frankfurt.

via KarmaKonsum

Jawohl, auch SWWSW war am vergangenen Wochenende in nachhaltiger Mission in Frankfurt – zum Greencamp im Rahmen der KarmaKonsum Konferenz. Allerdings haben wir den grünen Bullen nicht mehr live erlebt. Hat sich trotzdem gelohnt. Wir haben gefühlte 1 Mio neue Mitstreiter und freundliche Öko-Piepels* kennengelernt oder wiedergetroffen und uns kollektiv Halsschmerzen vom vielen Netzwerken erarbeitet. Weiterlesen

Visualisierung von Statistiken

Seit längerem habe ich ein Faible für die Visualisierung von Daten und Statistiken und die Übertragung in andere Formate. Auch in unserer Diplomarbeit Operation 030 waren statistische Daten (und die Sachverhalte, die sie spiegeln) Ausgangspunkt für diverse Produktideen – in diesem Fall immer mit Berlinbezug.

© Dawid Bleja

© Dawid Bleja

Das Projekt „Breathing Earth“ von Dawid Bleja zeigt in einer „Echtzeit-Simulation“ auf intelligente Weise den CO2-Ausstoss der verschiedenen Länder dieser Welt. Wenn man mit der Maus über die einzelnen Länder fährt, werden einem die Daten für den CO2-Ausstoss pro Jahr und pro Kopf angezeigt und wie viel CO2 emittiert wurde, seit man auf der Website ist. Auch die Anzahl von Geburten und Todesfällen werden simuliert. Ein Vergleich zu den Werten vor zwei Jahren wird angeführt – leider ist die Bilanz für Deutschland schlechter als vor zwei Jahren.

* NB

Nachhaltiges Design: Cradle to Cradle

cradletocradleWie im letzten Beitrag bereits angekündigt, folgt nun eine detailliertere Beschreibung des Cradle to Cradle-Prinzips für alle Interessierten.
Konventionelle Produktionsweisen arbeiten nach dem Prinzip „Cradle to Grave“: Ein Produkt wird produziert, benutzt, und dann entsorgt – oft mit nicht unerheblichem Schaden für die Umwelt. Auch Strategien, die Umweltbelastung von Produkten zu verringern, bleiben trotz allem diesem Schema verhaftet: Es wird versucht, Schadstoffe zu reduzieren, den Energieverbrauch zu senken, öko-effizient zu sein: das Grundkonzept der Industrieproduktion bleibt unangetastet. Auch der konventionelle Recyclingprozess, oft viel zu teuer, produziert Stoffe, die immer minderwertiger sind als vor dem Recycling – es gibt kein sog. „Upcycling“, sondern nur „Downcycling“.

Das Cradle to Cradle-Prinzip, entwickelt von Michael Braungart und William McDonough, bricht mit der „Produktion für die Mülltonne“ und baut im Wesentlichen darauf auf, dass in der Natur Abfall immer auch Nährstoff für andere Lebewesen und Pflanzen ist. Und dass es in der Natur viele Beispiele für Verschwendung gibt, die dennoch nicht die Lebensgrundlage für andere Lebewesen gefärden. Es baut auf zwei Kreisläufen auf: einem für technische, einem für biologisch abbaubare Stoffe. Im technischen Kreislauf zirkulieren diejenigen Materialien und Produkte, die nach Benutzung recycelt und wieder zu neuen technischen Stoffen – ohne Wertverlust – verarbeitet werden können: sog. „Gebrauchsgüter“. Im biologischen Kreislauf zirkulieren die sog. „Verbrauchsgüter“, die nach ihrer Nutzung durch biologische Zersetzung wieder Nährstoff für die Natur sind – ohne toxische Rückstände.

BioCycle_small

© EPEA

Beispielhaft für ein „Verbrauchsgut“ und den biologischen Kreislauf sei hier ein Projekt aus dem Bereich Bekleidung vorgestellt: ein kompostierbares Baumwoll-T-Shirt von Trigema (in Sachen Schnitt und Design vielleicht nicht gerade das Must-Have der Saison…), das mit einer synthetisch hergestellten, kompostierbaren Farbe gefärbt wurde. Der Zersetzungsprozess des T-Shirts ist auf der Seite von Trigema zu bewundern – auch wenn wir unsere alten T-Shirts lieber den Franziskanern geben für ihre Kleiderkammer.

© EPEA

© EPEA

Ein weiteres Projekt, das oft genannt wird, ist der „Mirra„-Stuhl von Hermann Miller (zu erwerben für schlappe 1.426 Euro bei memo, ab 3 Stück gibt´s Rabatt!). In einem schweißtreibenden Prozess wurde dieser Stuhl über Jahre von der Firma unseres ehemaligen Professors Burkhard Schmitz, Studio 7.5,  entwickelt: Ein Beispiel für ein Produkt, das zu 95% aus recycelbaren, ungiftigen Materialien besteht, die praktisch ohne Wertverlust in einen technischen Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. Dies liegt vor allen Dingen daran, dass der ganze Stuhl in seine Einzelkomponenten zerlegt werden kann, die dann jeweils wieder einer neuen Nutzung zugeführt werden können.

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