Papier & Chemie
Grundsätzlich ist es schwierig, sich als Außenstehender ein umfassendes Bild von den Prozessen, die bei der Papierproduktion und beim Druck eine Rolle spielen, zu machen (Genaueres zur Papierherstellung demnächst). Das Forum Ökologie & Papier (leider haben sie keine Homepage) begleitet seit 1990 „kritisch unser Papier auf allen seinen Wegen“ und kümmert sich um die Hintergründe. FÖP hat u.a. Studien wie den „Kritischen Papierbericht“ 2004 und 2005 herausgegeben, auf den allernorts Bezug genommen wird, wenn es um Fakten in bezug auf die Umweltbilanzen von Papier geht. FÖP arbeitet z.B. auch mit an den Bedingungen für die Vergabe des Umweltsiegels, des „Blauen Engels“.
Im letzten Artikel und in Beitrag 07 in dieser Serie war die Frage offen geblieben, inwiefern die Chemikalien beim Bleichen von Altpapier schädlicher sind als die Aufschluss- und Bleichchemikalien zur Gewinnung von Primärfaserpapier. Diese Frage hatte ich auch an das Forum für Ökologie & Papier gemailt, und bekam folgende Antwort:
Die Argumente, mit denen Sie zu kämpfen haben, sind seit gut 2 Jahrzehnten immer dieselben geblieben und bewegen sich stets auf der Ebene von Vorurteilen und Binsenirrtümern.
In aller Kürze:
1. Die Chemikalien beim Deinking sind seifenähnliche Waschmittel und daher nicht mit den „harten“ Bleichchemikalien bei der Primärfaserherstellung vergleichbar.
2. Der Gesamtwasserverbrauch liegt nach wie vor beim Primärfaserpapier aufgrund der Fasergewinnungsschritte deutlich über dem von Recyclingpapier mit Deinking.
3. Druckfarbenhersteller nehmen wie Klebstoffhersteller und überhaupt alle Papierverarbeiter so gut wie keine Rücksicht auf Recycling- und Deinkbarkeit. Hier wie fast überall haben wir es mit einer verantwortungslosen „end-of-pipe“-Mentalität zu tun.
4. RC-Papiere mit Umweltengel sind genauso gut und staubfrei wie Primärfaserpapiere. punktum.