Recyclingpapier ist cool!
Neulich war ich bei mir um die Ecke in einem Copyshop, der sehr viele Reproarbeiten für größere Kunden tätigt, und habe nach Recyclingpapier gefragt, da meines im Drucker zur Neige ging. Die Antwort war: „Hamwa nich.“ und „Wird nicht nachgefragt“. „Aber ich frage Sie doch danach.“ „Ja, Sie! Aber Sie sind eine von 100. Ist im Übrigen auch zu teuer.“ Daraufhin eine Kollegin: „Doch, irgendwo müsste noch eine Kiste Recyclingpapier stehen, von einem Job von vor x Jahren, warten Sie mal…“
Leider hatte ich nicht so viel Zeit, um das Ende der Suche abzuwarten, und bin frustriert nach Hause gegangen. Was soll man dazu sagen?
Während in den 80er Jahren Themen wie „Saurer Regen“ und „Waldsterben“ aktuell waren und Recyclingpapier kurzfristig salonfähig wurde (ich besitze noch einige Recylinghefte mit – ähem – wunderschönen Covern aus meiner Schulzeit), findet inzwischen das Waldsterben woanders statt, und das tut nicht so weh. Trotz des viel beschworenen „papierlosen Büros“ steigt der Papierkonsum stetig, und der Hunger nach Zellulose wird entweder durch Kahlschlag in Urwäldern oder Anbau von Monokulturen befriedigt.
Deutschland mit einem Papierverbrauch von 20,5 Mio Tonnen (2008) müsste theoretisch seinen jährlichen Zuwachs an Holz (auf einer Fläche von 11 Mio ha Wald) in die Papierproduktion stecken, um bei einer 50%-igen Altpapierquote seinen Bedarf an Frischfaser zu decken (Zahlen aus der 10. Ausgabe des Papierkompass vom Juli 2009, hrsg. vom FÖP). Nur hätte man dann kein Holz mehr für andere Zwecke, wie z.B. nen schönen Tisch oder ein Regal. Oder mal ein bisschen Brennholz für den Kamin. Also wird fleißig woanders eingekauft – z.B. in Skandinavien, Osteuropa (es gibt auch schöne Urwälder in Russland und Skandinavien) und Brasilien.
Recyclingpapier hat (immer noch) ein Imageproblem, und zwar beim Endverbraucher – und braucht deshalb wahrscheinlich mal eine ordentliche Imagekampagne.
Mit Papier wird insgesamt recht sorglos umgegangen, es ist – ähnlich wie Strom – vielleicht ein „Low Interest Product“. Aber Papier ist, wie das Forum Ökologie & Papier schreibt, auch ein Modellfall für den ökologischen Umgang mit einem Alltagsstoff.
Jeden Copyshop- und Schreibwarenladenmitarbeiter schön mit der Nachfrage nach Recyclingpapier nerven. Damit irgendwann vielleicht sogar nicht nur eine Sorte, sondern verschiedene Weissegrade und Grammaturen verfügbar sind. Besonders zu empfehlen sind die RC-Papiere von Steinbeis, die in Glückstadt in der Nähe von Hamburg produziert werden (Steinbeis hat 2008 den Deutschen Nachhaltigkeits-Preis gewonnen). Alle Steinbeis-Papiere sind mit dem Blauen Umweltengel ausgezeichnet, „Evolution White“ ist sogar in einem Weissegrad von 100% verfügbar (Gibts bei memo.de – dem Online-Shop für nachhaltig guten Bürobedarf).
auf die Gefahr hin, mich zu outen, dass ich die letzten 15 teile nicht alle komplett gelesen habe.
Lieber allwissender Komposthaufen:
Was passiert eigentlich mit dem ganzen unerwünschten Bezirklichen Werbe/Hetzblättern, Saturn/Mediamarkt/Lidl/Kaisers Werbeprospekten, die in der Altpapier Tonne landen?? Was passiert wirklich,wirlich mit den ganzen Plastikflaschen die in der gelben Tonne versenkt werden???
Ab nach China und als Fliesspulli bei KIK wiedergebohren? Oder doch ab in die Müllverbrennungsanlage wegen geiler Brennwerte? Wie nachhaltig ist das Duale System eigentlich???
Neue Serie anyone?? ;)
Leider gibt es bei Memo nur 80g-Papiere. Natürlich ist dicker umwelttechnisch „böser“, aber doch auch wertiger.