Gestaltungsbeispiel: Restpapiere verwenden & Farbauftrag reduzieren
Leider hat diese Serie etwas unter unseren Eröffnungsvorbereitungen gelitten, aber nu geht´s wieder frisch weiter mit Informationen, wie man Druckerzeugnisse nachhaltiger gestalten kann. Und zwar gleich mit einem Anwendungsbeispiel.
Auch wir haben für unsere Eröffnung Flyer gestaltet und sie nicht nur gemailt, sondern auch gedruckt. Und zwar digital. Ist das denn ökologisch?
Jein. In unserem Fall: ja. In anderen Fällen möglicherweise: nein.
Warum „jein“?
1. Wir haben eine kleine Auflage drucken lassen (ca 750 St.), und Offsetdruck „lohnt“ sich erst bei größeren Mengen – in dem Fall ab einer Auflage von ca 500 Bogen (in DIN A 3 entsprechen 500 Bogen 4.000 Flyern in A6 – also viel mehr als wir brauchten).
Hierbei zählt nicht nur der wirtschaftliche Aspekt, sondern vor allen Dingen der Papierverbrauch: Bei Offsetmaschinen müssen für den jeweiligen Auftrag die Farben eingestellt und an das jeweilig verwendete Papier angepasst werden, und dafür werden Andruckbögen gebraucht – und verbraucht. Die wandern dann zwar meistens wieder in den Recyclingkreislauf, aber sie sind erstmal „Müll“. Das ist nicht sinnvoll – bei einer kleinen Auflage würde es darauf hinauslaufen, dass man mehr Papier-Müll produziert als im Endeffekt für das Endprodukt gebraucht wird.
2. Wir haben für unsere Flyer mit der Druckerei Humburg in Berlin-Pankow zusammen gearbeitet, die uns freundlicherweise die Flyer gesponsert hat. Es wurden verschiedene Restpapiere aus anderen Aufträgen verwendet – zumeist Recyclingpapiere, aber auch ein paar FSC-zertifizierte Papiere. Also Papier, das ansonsten nicht weiter genutzt worden wäre.
Beim Digitaldruck stellten die unterschiedlichen Papiere kein Problem dar – genauso wenig wie die Entscheidung, unsere Flyer in unterschiedlichen Farben zu produzieren. Dies hätte im Offsetdruck jeweils Anpassungen der Maschine und somit weitere Andruckbögen (= Makulaturpapier) bedeutet.
3. Grundsätzlich ist es jedoch so, dass beim Digitaldruck die Farbe nicht auf die Oberfläche aufgetragen, sondern in das Papier „eingebrannt“ wird und dies beim Recyclingprozess dazu führt, dass die Druckfarbe nicht vernünftig ausgewaschen werden kann (Stichwort: De-Inking). Reste von Toner sorgen dafür, dass produziertes Recyclingpapier fleckiger wird. Je feiner die Reste, desto schwieriger sind sie mechanisch rauszufiltern im Aufbereitungsprozess von Altpapier.
Tipp: Beim Digitaldruck darauf achten, dass der Digitaldrucker mit Trockentoner statt mit Flüssigtoner arbeitet. Trockentoner ist für den Recyclingprozess unproblematischer.
(Da unsere Flyer so wunderschön waren, werden sie natürlich eher eingerahmt als dem Recycling zugeführt. Um den Farbauftrag zu reduzieren, war das Motiv darüber hinaus nicht vollflächig, sondern aus Schrift gestaltet – Bild und Information in einem.)
4. Neben dem Papierverbrauch für den Andruck spielt auch der Energieverbrauch beim Druck eine große Rolle – dieser ist beim Digitaldruck erheblich geringer. Andererseits ist es auch so, dass Offsetdruckmaschinen einmal gekauft meistens mehrere Jahrzehnte in Betrieb sind und dann oft durch den hohen Stahlanteil gut recycelt werden können – Digitaldrucker halten oft nur max. fünf Jahre (dann ist auch die Technik meistens überholt), und müssen dann kompliziert entsorgt werden. Das alles müsste praktisch auch in eine Energiebilanz einfließen – was die Sache nicht gerade vereinfacht. (Digitaldruckmaschinen gibt es inzwischen immerhin mit dem Blauen Engel ausgezeichnet).
Tipp: Bei der beauftragten Druckerei nachfragen, ob Restpapiere aus anderen Aufträgen übrig sind und für den neuen verwendet werden können. Farbauftrag in der Gestaltung bedenken, bei jedem Auftrag mit dem Drucker darüber sprechen, welche Art von Druck in dem jeweiligen Fall Sinn macht.
Fazit: Es gibt keine pauschalen Antworten – außer: Recyclingpapier verwenden…
Sehr schöner Artikel! Für Druckereien ist das Thema ökonomisch Drucken stets besonders interessant, leider entspringt dieses Interesse jedoch nicht immer dem ökologischen Interesse.
Der Tipp mit dem Trockentoner ist besonders interessant, wusste ich auch noch nicht.
Grüße aus Berlin
Vielen Dank für die interessante Übersicht über die verschiedenen Drucktechniken. Ich bin zwar selber vom Fach, aber besser hätte ich es auch nicht zusammenfassen können.
Pingback: Flyer – Eröffnung S.W.W.S.W. | superspezial design